Meist ist die Planstadt schlicht notwendig zum Beispiel wenn die alte Stadt nicht mehr funktioniert So wie in Paris Das hatte sich bis Mitte des 19 Jahrhunderts auf fast eine Million Einwohner verdichtet Die Stadt war eng dunkel und stank Sie hatte keine Trinkwasserversorgung keine Kanalisation dafür immer wieder Epidemien und eine hohe Kindersterblichkeit Georges Eugène Baron Haussmann Präfekt von Paris griff 1853 zum Äußersten Er ließ etwa 19 000 Häuser abreißen und an ihrer Stelle breite Alleen Plätze hohe Wohnhäuser und zahlreiche SCHÖNER WOHNEN Monumente erbauen So entstand das klassizistische Pa ris Die Baustelle lärmte und staubte mehr als zwanzig Jahre Haussmanns Plan galt als Erfolg und als Maßstab für alle folgenden Stadtplanungen Aber der Umbau zeigte die Schatten eines jeden Tabula Rasa Projektes Mit den Nachbarn und den bekannten Straßenzügen verschwindet die Identität der alten Stadt und das Gefühl von Heimat Und wenn Mieten steigen so wie im Haussmannschen Pa ris dann werden alteingesessene und arme Einwohner an den Stadtrand gedrängt Seit jeher haben Städte eine eigene Dynamik und ihr Takt schlägt immer schneller Sie wachsen sie stag nieren sie schrumpfen Wo und wie entstehen eigentlich Städte und was hält sie am Leben Die Hoffnung auf Profit ist der Motor für jede Stadt Wo Menschen Waren Infor mationen und Dienstleistungen aus tauschen kommen weitere Menschen dazu die davon profitieren möchten So entstanden schon in der Antike an Handelswegen Siedlungspunkte und erste Städte Weil das Schiff damals das effektivste Transportmittel war wuchsen Städte vor allem an Ufern Erste antike Hochkulturen bildeten sich vor allem rund um das Mittelmeer und an den großen Flüssen Persiens und Chinas Die erste Großstadt mit über einer Million Einwohnern war ca 300 n Chr Rom Erst als die Römer Handels und Heeresrouten entlang der Donau und des Rheins nach Nor den führten entstanden auch in Mit teleuropa größere Städte Sie blieben lebendige Handels orte auch als sich die Römer zurückzogen Im frühen Mittelalter wurden zahlreiche Fürsten und Bistümer gegründet Ihre Burgen und Klöster boten Arbeit und Schutz für Bewohner und Händler Perfekt für Siedlungen um zu kleinen Städten zu wachsen Der eigentliche Boom der Städte be gann in England und Nordamerika Um 1800 beschleunigten Erfindungen wie Dampfmaschine oder Webstuhl die Warenproduktion Die gerade entwickelte Eisenbahn bot schnelle Transportmöglichkeiten Rauchende Fabrikschlote über den Stadtsilhou etten verhießen Arbeit und lockten Millionen verarmte Landarbeiter an London die Mutter aller Industrie städte war damals die am stärksten wachsende Stadt der Welt In das zersplitterte Mitteleuropa kam der Fortschritt ein paar Jahrzehnte später nach einer geopolitischen Neuord nung und Gründung einer Freihan delszone So florierten auch hier die Industriestädte und regionen Ruhr gebiet und Saarland lieferten Kohle Erz und Stahl für den Eisenbahnbau Berlin und Chemnitz profitierten vom Maschinenbau der Textilindustrie und später von der Elektro und Che mieindustrie Im 19 Jahrhundert ver zehnfachte Berlin seine Einwohner zahl auf fast zwei Millionen Zu Beginn des 21 Jahrhunderts leben die meisten Menschen in Städten be sonders an den Küsten Südostasiens Afrikas und Lateinamerikas Noch immer hoffen sie dort auf Arbeit Si cherheit Obdach Bildung und Wohl stand Je größer ihre Hoffnung ist desto schneller wächst die Stadt Je kleiner die Hoffnung desto schneller schrumpft sie wie in den siechenden Industriemetropolen Detroit Man chester oder Chemnitz Ein urbanes Ein und Ausatmen mit immer schnel ler werdendem Takt So hatte London als größte Stadt der Welt vor 100 Jah ren ca sieben Millionen Einwohner Kein Vergleich zu den derzeit etwa 36 Megastädten mit je über zehn Millio nen Menschen Die Welt wird Stadt WARUM STÄDTE DORT SIND WO SIE SIND Paris und der alles überragende Eiffelturm in bewegung 39

Vorschau Schaeffler tomorrow 02-2018 DE Seite 39
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