Metropolen unterrichten gegen Entgelt auf Marktplätzen oder Hinterhöfen sowie privat in den Gemächern reicher Bürger Dabei geht es oft nicht sehr zimperlich zu Be kannt sind die Schulerinnerungen des Dichters Horaz der beschreibt dass sein Lehrer Orbilius Pupillus durch aus freigiebig in Sachen Prügel war Trotz dieses frühen Bildungssystems ist man von einer flächendeckenden Schulbildung weit entfernt Schätzungen gehen von einem Zehntel der Bevölkerung aus Und die Zahl sinkt mit dem Niedergang Roms dras tisch Im Mittelalter sind Städte nicht mehr die Hauptorte der Gelehrsamkeit Die ist vor allem in den Klöstern zu fin den wo die antiken Bibliotheken gehortet werden Davon zeugen etwa die über 2 000 Handschriften die in der im 8 Jahrhundert gegründeten Stiftsbibliothek St Gallen in der Schweiz die Zeiten überdauerten Erst als im ausge henden Mittelalter neue Städte gegründet und die Ideen der Antike wiederentdeckt werden beginnt sich der Stel lenwert der Bildung erneut zu wandeln In vielen Städten werden Gymnasien und Universitäten gegründet Druckkunst erblüht in der Stadt Wichtigster Wegbereiter ist ein Mainzer Kauf mannssohn Johannes Gutenberg entwickelt Mitte des 15 Jahrhunderts eine Methode mit der Drucklettern schnell einzeln gegossen und arrangiert werden kön nen eine Erfindung die die Menschheit in eine neue Epoche katapultiert und die Städte vollends wieder zu den Zentren der Gelehrsamkeit macht Bis zum Jahr 1500 gibt es bereits 252 Städte mit Druckereien Hier werden Bücher später Zeitungen hergestellt hier fin den sie den Großteil ihrer Leserschaft Wenn das Fern rohr das Auge war das den Zugang zu einer Welt neuer Tatsachen eröffnete und zu neuen Methoden um diese Tatsachen zu ermitteln dann war die Druckpresse das Stimmband bringt es US Medienwissenschaftler Neil Postman auf den Punkt Die Bildung sollte in weiterer Folge ihre Systemati sierung erfahren Ausgangspunkt sind vielfach städtische Universitäten Johann Amos Comenius ein tschechischer Pädagoge der unter anderem in Heidelberg studierte tritt im 17 Jahrhundert erstmals für eine verpflichten de Schule für alle ein ungeachtet von Herkunft oder Ge schlecht Die Idee macht Karriere Österreichs Kaiserin Maria Theresia führt bereits 1774 die Unterrichtspflicht ein Allen Verordnungen der Landesfürsten zum Trotz wer den aber erst im Laufe des 19 Jahrhundert alle Kinder von der Schule erreicht und das in der Stadt deutlich besser als auf dem Land wo in einklassigen Dorfschulen ein Leh rer bis zu 100 Schüler unterschiedlichen Alters unterrich tet Auch ist der Lehrstoff in der Stadt vielfältiger Noch immer gibt es heute laut der Bildungsstudie PISA in fast allen Ländern auf der Welt ein Stadt Land Bildungsgefäl le Ein größeres und verlässlicheres Lehrangebot und ein vielfältigeres kulturelles und soziales Umfeld sprechen laut PISA für die Stadt Die vor allem in den Städten vorangetriebene Bil dungsoffensive im 18 und 19 Jahrhundert macht sich spätestens bezahlt als im Zuge der Industrialisierung mit den aufkommenden Fabriken ein hoher Bedarf an Fachar beitern entsteht Bildungseinrichtungen haben sich über die Jahrhunderte zu einem wichtigen Teil städtischer Iden titäten entwickelt Der Hightech Standort des Silicon Val ley etwa entstand ursprünglich als Stanford Industrial Park gleich neben der bekannten kalifornischen Universi tät Viele Absolventen gründeten hier Firmen Nachbar Smog Ein dritter Aspekt ohne den moderne Städte nicht denkbar sind ist ihre Prägung durch die bereits ange sprochene industrielle Revolution Die Erfindung der Dampfmaschine im 18 Jahrhundert macht die Produkti on unabhängig vom Rohstoffstandort und holt sie in die Städte Millionen arbeitssuchende Landbewohner fol gen ihr Die Einwohnerzahl Londons schnellt im 19 Jahr hundert von einer Million Einwohner auf das Siebenfache 11 Aquädukte versorgten Rom im 2 Jahrhundert n Chr mit frischem Wasser Hauptabwasserleitung war die Cloaca Maxima ein 3 Meter breiter 4 Meter hoher und bis heute erhaltener Kanal der wie auf der Zeichnung zu sehen in den Tiber mündete Auch andere römische Siedlungen wie Köln Trier oder Xanten verfügten über ein ähnliches Be und Entwässerungssystem 1 421 Jahre alt ist die älteste Schule der Welt an der durchgehend bis heute unterrichtet wird Dabei handelt es sich um die King s School in der englischen Stadt Canterbury 46 47
Hinweis: Dies ist eine maschinenlesbare No-Flash Ansicht.
Klicken Sie
hier um zur Online-Version zu gelangen.