Eine oft zitierte Studie der Oxford University hat die Wahrscheinlich keit der Automatisierung bei einer Reihe unterschiedlicher Berufe analysiert Wie bewerten Sie solche Prognosen Mit der Interpretation solcher Studien muss man immer vorsichtig umgehen Hier ging es in erster Linie um den Anteil von Routinetätig keiten in den Berufen die anhand von Jobbeschreibungen bewertet wurden Mit dem Ergebnis Je höher der Routineanteil desto eher be steht angeblich die Gefahr der Substitution durch Automatisierung Ob Unternehmen das dann auch so machen ist eine andere Frage Das hängt beispielsweise davon ab wie viel ein Automatisierungs schritt kosten würde Das ist in Prognosen wie dieser überhaupt nicht berücksichtigt Natürlich werden einige Berufsbilder von der Bildflä che verschwinden Aber in der Vergangenheit war es bis jetzt so dass bei großen technischen Umbrüchen völlig neue Jobprofile entstanden sind mit neuen Anforderungen an Kompetenzen Dementsprechend existiert heute in vielen Branchen ein Fachkräftemangel Zugleich stellt sich in solchen Umbruchsphasen natürlich die Frage wer eher das Nachsehen hat Die modernen Logistikzentren von Online Versen dern sind so ein Negativbeispiel Hier arbeiten Lagerarbeiter oftmals in hoch standardisierten Jobs ohne Qualifikationsanforderungen und mit einer schlechten Bezahlung Das hält niemand lange durch Welche Technologien verändern die Art und Weise wie wir in Zukunft arbeiten werden Da gibt es viele Beispiele Die Technik rückt näher an die Menschen etwa durch den Einsatz von Wearables wie Datenbrillen siehe auch Seite 80 Verbesserte Modelle machen die Technologie zunehmend salonfähig in Bereichen wie der Fernwartung und Logistik Zugleich scheitern manche Pilotprojekte weil bei den Mitarbeitern schlichtweg die Akzeptanz fehlt sei es in Hinblick auf Bedienbarkeit Tragekom fort Displayauflösung oder Akkulaufzeiten In dem Thema steckt je denfalls viel Potenzial dabei sind noch Fragen der Datensicherheit zu klären Ein anderes Feld ist der 3D Druck Hier sind die Unternehmen je nach Branche unterschiedlich optimistisch Zwar lassen sich damit immer noch nicht größere Stückzahlen realisieren aber bei Tätigkei ten wie dem Rapid Prototyping kann die Technik händische Routinen ersetzen und optimieren So lassen sich Konzepte und Ideen schnel ler umsetzen Wie können Berufstätige quer durch alle Hierarchien mit dem techno logischen Wandel Schritt halten Es reicht nicht nur junge Toptalente anzuwerben und Kompetenz ex tern einzukaufen Man muss ebenso die internen Ressourcen anzapfen und in verschiedenen Bereichen der Belegschaft Möglichkeiten und Räume bieten sich mit datenbasierten Technologien auseinanderzu setzen und Erfahrungen zu sammeln Wer mit künstlicher Intelligenz arbeitet sollte beurteilen können nach welchen Prinzipien sie funk tioniert Personalabteilungen müssen dafür verschiedene Fähigkeiten zusammenbringen Die Lernarchitektur sollte auf eine interdisziplinä re Ausrichtung des Kompetenzprofils achten So wird beispielsweise die Verbindung klassischen Ingenieurswissens auf dem Gebiet der Au tomatisierung mit den modernen Ansätzen der Softwareentwicklung Zur Person Privatdozent Dr Martin Krzywdzinski ist einer von sieben Direktoren des Weizenbaum Instituts in Berlin Und er leitet die Forschungsgruppe Globalisierung Arbeit und Produktion am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung WZB Er hat an der Freien Universität Berlin promoviert und sich dort in Soziologie habilitiert ist Co Leiter des Promotionskollegs Gute Arbeit am WZB sowie Mitglied im Steering Committee des internationalen Automobilforschungsnetzwerks Gerpisa und im Vorstand der Sektion Arbeits und Industriesoziologie in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie 86

Vorschau Schaeffler tomorrow 03-2019 DE Seite 86
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